Steckachsen
Zuerst einmal möchte ich Ihnen ein Gutes Neues Jahr wünschen! Ich denke, wir können es alle brauchen…
Ich hatte mich hier vor rund drei Jahren schon einmal mit Steckachsen befaßt. Beim erneuten Lesen des Textes gibt es nicht so wahnsinnig viel hinzuzufügen. Außer vielleicht, daß Steckachsen auch bei Rennrädern, Crossern und Gravelbikes mittlerweile tatsächlich Standard sind. Das war ja vorauszusehen, da sie beim Rahmenmaterial Carbon durchaus sinnvoll sind. Bei nicht ganz optimal gebauten Rahmen aus Metall auch.
Technisch gesehen funktioniert bei einem gut gemachten Rahmen aus Metall beide sehr gut, Steckachse wie Schnellspannachse. Bei meinen Rahmen waren die Anlageflächen für Nabe wie Bremse immer schon rostfrei und blank, so daß sich eine präzise Einbauposition ergeben hat. Vor allem bei dick lackierten oder pulverbeschichteten Rahmen drückt sich die Beschichtung mit der Zeit weg und die Bremse schleift. Ist dann unter der Beschichtung kein rostfreies Metall, bildet sich eben Rost. Beides ungünstig. Da eine Steckachse keine hohen Klemmkräfte erzeugt, taugt sie auch für beschichtete Oberflächen. Medizinisch gesehen verhindert sie die Symptome, beseitigt aber nicht die Ursachen.
Natürlich achte ich auch bei meinen Rahmen und Gabeln für Steckachsen darauf, daß alle Anlageflächen und auch die Gewinde aus rostfreiem Stahl bestehen. Zudem lege ich Wert darauf, daß die Ausfallenden vergleichsweise zierlich bleiben. Stabil sind sie eh, da sie aus hochfestem Stahl gefertigt sind.
Da mir neulich aufgefallen ist, daß ich meine Steckachsausfallenden hier noch nie vorgestellt habe, möchte ich das hiermit nachholen.
Das hintere rechte Ausfallende für eine Shimano Di2 Kettenschaltung. Das Loch in der Kettenstrebe ist für das Kabel, das zum Schaltwerk führt.

Die Aufnahmen für den hinteren Bremssattel der Scheibenbremsen. Es wird der Standard der vorderen Bremse verwendet. Damit kann man nicht nur problemlos die Scheibengröße wechseln, er ist bei Rahmen aus Metall etwas dezenter und leichter. Die Abstützungspunkte liegen weiter auseinander und können selbst leichter sein, weil sie von oben verschraubt werden.

Die Auflageflächen für den Bremssattel sind relativ groß, so daß sich eine gute Abstützung ergibt. Und ja, natürlich bestehen sie aus rostfreiem Stahl.

Die rechte Kettenstrebe ist aus rostfreiem Stahl und kann unlackiert bleiben. Gerade bei ruppiger gefahrenen Räder kann die Kette sonst auch mal Macken verursachen. Früher wurden bei Rennräder deshalb gerne die Kettenstreben, Ausfallenden, der ganze Hinterbau oder gar der ganze Rahmen verchromt. Heute bevorzugt man, auch auch Gründen des Umweltschutzes, rostfreien Stahl.
Auch das hier zu sehende „Dach“ innen an den Ausfallenden, daß für leichten Einbau des Hinterrades sorgt, ist selbstverständlich aus rostfreiem Stahl.

Das Gewinde für die Steckachse ist bei diesem Rahmen auf der linken Seite, da die verwendete Gabel dies so vorgegeben hat. Es ist aber genauso gut möglich, das Gewinde auf der rechten Seite zu haben.

Die relativ leichte verwendete Kettenstrebe ist an der Unterseite für die Scheibenbremse verstärkt.


Viele Grüße,
Georg Blaschke
Wie immer sehr informativ und sehr verständlich dargestellt.
1) Was hältst du davon, dass die meisten Steckachsen aus Aluminium sind? Ich habe schon etliche Leute gesehen, die den butterweichen Inbuskopf von Alu-Steckachsen rundgedreht haben, meist hat das Werkzeug dabei sogar Späne abgehoben.
2) Kann man, wenn man bei dir einen Steckachs-Rahmen bestellt, das Steckachs-Ausfallenden-System (Maxle, Syntace X-12, SRAM UDH) auswählen?
3) Auch ein häufiges Problem bei Steckachsen ist, dass sich diese von alleine Lösen. Dagegen würde eine radiale Klemmung auf der Nichtgewindeseite helfen, was nebenbei auch die Steifigkeit erhöhen würde. (https://www.mtb-news.de/news/drehmomente-1-steckachsen/)
Man könnte die Achsen natürlich auch aus Stahl oder Titan herstellen. Eine Frage des Gewichtes. Man sollte definitv darauf achten, daß die Kontaktflächen vor Korrosion geschützt sind, ich fette die Gewinde dünn ein. Dann sollten sich die Steckachsen auch lösen lassen, ohne daß der Sechskant rundgedreht wird.
Natürlich kann man bei einer Bestellung auch über das gewünschte Steckachs-System reden. Allerdings mache ich die Ausfallenden für meine Rahmen am liebsten selbst, insofern gibt es auch Grenzen.
Ich habe es noch nicht erlebt, daß sich eine Steckachse bei meinen Rahmen von allein gelöst hat. Aber vorstellbar ist das natürlich. Wobei ich da Probleme eher bei Carbonrahmen mit ihren weichen Oberflächen sehe. Da kann sich selbst Aluminium bei minimalen Bewegungen einarbeiten und die Schraubverbindung dann ihre Vorspannung verlieren. Die Problematik ist bei gefederten Rahmen sicherlich noch höher als bei ungefederten. Da meine Rahmen generell über lackfreie Oberflächen an den entsprechenden Klemmbereichen verfügen, sehe ich da die Gefahr nicht so. Da sollte man auch aufpassen, nicht über das Ziel hinauszugehen und unnötige Komplexität und Gewicht einzubauen.
Viele Grüße,
Georg Blaschke