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Das Grauen

29. September 2017

Das Grauen lauert heutzutage praktisch überall: Die Wahlergebnisse, der nahende Winter, der leere Handyakku, das schlechte Fernsehprogramm usw. usf. Wobei: Fernsehen guckt man ja heute gar nicht mehr, man guckt ja Serien bei allen möglichen Anbietern. Oder man kauft sich von einer ganz tollen Serie die große DVD-Box und tut sich mal eben 5 Tage am Stück an, das kommende Wochenende mit Brückentag lädt ja praktisch dazu ein.

Ich bin kein großer Fernsehgucker, aber man muß sich natürlich damit beschäftigen, wenn von den Kindern gewünscht wird, auch die tolle Serie sehen zu dürfen, die alle anderen in der Klasse selbstverständlich schon lange sehen. Also mal die DVD der ersten Staffel ausgeliehen und reingeguckt. Nach etwa drei Minuten und dem fünften rollenden Kopf mußte ich das Erlebnis aber abbrechen. Man muß sich nicht alles antun, weder als Kind noch als Erwachsener. Das Leben ist doch so manchmal schon grausam genug!

Dafür muß man nur einmal versuchen, etwas mit einem Wert von über 1000 Euro in ein sogenanntes Drittland zu verschicken. Mit Drittland ist dabei kein besonders armes Land gemeint, sondern ein Land außerhalb der EU. Wie das geht, kann man beim Zoll nachlesen. Klar, daß man die Sendung anmelden muß. Das geht natürlich nicht in Papierform, sondern nur online über ein Programm, das in etwa die Anmutung und die selbsterklärende Bedienbarkeit eines Computerprogramms der 80er Jahre hat. Dazu setzt es die Beantragung eines Elster-Zertifikates, die Installation eines bestimmten Zeichensatzes, die Zulassung aller Cookies auch von Drittanbietern und die Installation des überaus sicheren Java 2 Runtime Environmentes voraus. (Wahrscheinlich um diversen Dienststellen von sog. Drittländern problemloses Mitlesen zu ermöglichen). Meine erste Internetausfuhranmeldung Plus, so heißt dieses Verfahren, hat deshalb auch nur rund 3 lange Abende gekostet. Und das auch nur, weil diverse Privatpersonen und Handwerkskammern Anleitungen erstellt haben, die die Bedienung des Programms für normale Menschen überhaupt erst möglich machen. Der Zoll weist wohlweißlich darauf hin: „Sie können sich bei der Erledigung der Zollformalitäten von einem Dienstleister vertreten lassen.“

Ist diese Hürde geschafft, muß man ja nur noch einen „gelber Klebezettel mit der Aufschrift „Achtung! Ausfuhrsendung““ in der Nähe der Empfängeranschrift anbringen. „Dieser Klebezettel ist im Internet erhältlich“, so der Zoll weiter. Und ja, DHL hat sogar eine Bestellnummer dafür. Aber es gibt ihn nirgendwo zu kaufen. Auch nicht im Internet. Natürlich war ich bei meiner üblichen DHL Stelle, wo sie den Aufkleber gar nicht kannten und betonten, daß sie ja nur Dienstleister seien. In Schweinfurt bei der Hauptpost mußte ich mich belehren lassen, daß das keineswegs mehr eine Post sei und auch nicht DHL, sondern, Sie haben es erraten, lediglich ein Dienstleister. Trotz der DHL-Dienstkleidung. Auch da war der Aufkleber unbekannt. Telefonisch konnte ich dann bei DHL, eventuell sogar dem echten DHL, nach längerer Odyssee erfahren, daß man sich den Aufkleber selbst ausdrucken kann und darf, der Barcode sei immer derselbe. Immerhin ist das mittlerweile auch online zu finden, der Aufkleber muß für die Post nicht mal mehr gelb sein. Ich habe mir damals einfach einen gelben Stift meiner Kinder ausgeliehen und den Ausdruck hübsch angemalt. Schön, daß ich mir das in Zukunft sparen kann.

Ich weiß ja nicht, wie es anderen Leuten geht, aber mir reicht das an Grauen völlig aus…

Viele Grüße,

Georg Blaschke

From → Fahrradwelt

11 Kommentare
  1. Hr. Kern permalink

    Lieber Georg
    Der Zoll ist doch so nett, Dir einen Link zu dem gelben Aufkleber unten an den Erläuterungstext zu hängen!

    Klicke, um auf dhl-aufkleber-%20ausfuhranmeldung.pdf zuzugreifen

    Dies ist nach Deinen Beschreibungen nur eine kleine Hilfe!!
    Grüße
    Hr. Kern

  2. georgblaschke permalink

    Ja, das ist ein link zu einem PDF, wie der Aufkleber auszusehen hat. Nur hat bis vor kurzem selbst die Post nicht klargestellt, daß der Aufkleber selbst ausgedruckt werden kann, und das auch noch in schwarz/weiß. Und ich habe bei DHL einige Leute befragen müssen, bis mir eine kundige Frau mitteilen konnte, daß der Aufkleber immer denselben Barcode hat, deshalb kann er ja auch ausgedruckt werden. Die Aufkleber, die bei der Paketannahme auf das Paket kommen, haben ja alle einzigartige Barcodes, die eingelesen werden.

    Viele Grüße,
    Georg

  3. Peter Steinle permalink

    Hallo Georg,
    da ist es doch am Besten, man setzt sich bei Dir einfach drauf und fährt damit weg.

    Bis bald und liebe Grüße

    Peter

    • georgblaschke permalink

      Hallo Peter,

      stimmt: Als Radfahrer hat man den Vorteil, einfach mal Radfahren gehen zu können, anstatt in die Tastatur zu beißen. 🙂 Zum Beispiel mit einem schönen rostfreien Rad. 🙂

      Viele Grüße,
      Georg

      • Peter Steinle permalink

        Hallo Georg,

        in der Tat; wobei ich (leider) am Tag noch immer länger an der Tastatur sitze, oder dort reinbeiße, als auf dem Rad zu sitzen. Aber die Zeiten verschieben sich immer mehr Richtung Rad hin 😉
        Zum rostfreien Rad: Ja schon, mit dem stoße ich aber immer mit den Knien am Lenker an. 😉
        Aber auch das kriegen wir auch noch hin.
        Bis bald.

        Peter

      • georgblaschke permalink

        Hallo Peter,

        Du sollst Dich ja auch auf Deine eigenen Räder setzen, da stößt Du auch nicht mit den Knien an. 🙂

        Viele Grüße,
        Georg

  4. Was zu dem Dienstleistersatz noch fehlt (und der Zoll nicht erwähnt): Wenn dieser einen Fehler macht, muss der Auftraggeber dafür geradestehen und die Strafzahlungen sind ganz schön happig, ganz im Gegensatz zu Verkehrsverstößen mit dem KFZ. Ein Schlem, wer Böses dabei denkt.

    • georgblaschke permalink

      Dann lieber selbst die Fehler machen. 🙂
      Wobei das auch eine Kostensache ist. Läßt man die Zollabfertigung auswärts erledigen, kann man bei einem Fahrradrahmen gleich mal 5% auf den Verkaufspreis aufschlagen. Oder entsprechend Abstriche beim Gewinn machen, der beim Rahmenbau eh schon nicht üppig ist.

      Viele Grüße,
      Georg

  5. Christoph Armbrecht permalink

    Lieber Georg,

    dein erlebnis mit der ausfuhranmeldung, den dvd s deiner kinder und drei abende benötigen, um ein formular online zu bearbeiten zeigt mir wie verrückt die welt geworden ist, das verrückte in unserer gesellschaft normal geworden und das normale (das menschliche, mit sich und der erde verbundene) in vergessenheit geraten ist.

    durch diesen kommentar von

    Helmut aus Rohrheim am 26. August 2015:
    @Berthold aus dem Norden:
    Danke für die Info! Bin schon lange am Suchen nach sowas, Die Rohbox ( und die ganze “Firma” Gebla) macht einen sehr soliden Eindruck. Und auch der Preis ist sehr fair.

    auf der seite von Velotraum, zum thema „rennlenker, Rohloff und „Co-Motion“, kam ich über die Rohbox auf deine seite.

    ich wusste nicht, was eine Rohbox ist.
    dabei habe ich zufällig bilder von deinen rädern gesehen. und bin wie weggebeamt in den photos versunken. bin begeistert. was in der ingenieurskunst alles möglich ist. bis zum oberflächenfinish.

    viele grüße von einem
    ganzjahresradler, der dein konzept sehr sehr schön findet

    Christoph

  6. Andre permalink

    Was noch erwähnt werden muss: einfach die MRN Nummer und den gelben Aufkleber aufs Paket zu kleben und verschicken wird nicht funktionieren. Mann muss mit dem Paket persönlich zum Zoll und sich die (Begleit-)Papiere abholen, die man dann zusätzlich außen am Paket anbringen muss. Tut man das nicht, so macht das Paket eine sinnlose Rundreise zum Flughafen und dann zurück zum Absender. 😉 …und das zum vollen Preis einer Auslandssendung.

    • georgblaschke permalink

      Wenn man die Ausfuhr im Atlas-System als sogenanntes Zweistufiges Normalverfahren mit Gestellung am Arbeitsplatz anmeldet, bekommt man dort als pdf das Ausfuhrbegleitdokument, das am Paket angebracht werden muß. Man muß also nicht persönlich zum Zoll. Allerdings kommt der Zoll im Zweifelsfall zu einem, um die ganze Sache zu kontrollieren. Das muß man dann bezahlen.
      Bei Sendungen unter 3000 Euro Warenwert könnte man auch ein vereinfachtes Einstufiges Verfahren wählen, allerdings habe ich es noch nie geschafft, daß eine solche Anmeldung von mir irgendwie vom System oder den Menschen dahinter weiterbearbeitet wurde. Wenn man dann eine Woche wartet und es passiert nicht, storniert man halt, tippt alles nochmal ein im Zweistufigen Normalverfahren und es geht von vorne los.
      Theoretisch bekommt man nach erfolgter Ausfuhr vom Atlas-System auch den sogenannten Ausgangsvermerk, das ist letztlich für das Finanzamt der Beleg, daß die Sachen das Land auch wirklich verlassen haben. Irgendjemand muß also das Paket scannen, bevor es in den Container zum Beispiel in die USA geworfen wird. Bei meinen bisher drei Paketen in diesem Jahr hat das noch nie geklappt und ich mußte dem Zoll beweisen, daß das Paket auch wirklich beim Empfänger angekommen ist. Stimmt nicht ganz, beim dritten Paket warte ich noch auf den Vermerk, das Atlas-System hat dafür drei Monate Zeit, bevor man die manuelle Erstellung beantragen darf.

      Im Grunde ist das für einen Normalbürger gar nicht machbar, aber in Zeiten der Pandemie gewöhnt man sich ja an praktisch alles, das weniger schlimm ist als Long Covid. Immerhin weiß man in diesen Zeiten, warum man sich ständig müde fühlt… Der Zoll trägt dazu sein Scherflein bei. 🙂

      Viele Grüße,
      Georg Blaschke

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