Die Qual der Wahl
Ich habe hier schon öfter darauf hingewiesen, daß man als Kunde beim Rahmenbauer oft die Qual der Wahl hat. Man kann viel entscheiden, muß aber auch einiges entscheiden. Auch die Wahl der Farbe kann sehr schwierig sein, die Auswahl ist schlicht groß. Beim Rahmen von der Stange hat man meist nur zwei, drei mögliche Farben. Beim Rahmen vom Rahmenbauer hat man nicht nur unendlich viele Farben zur Auswahl, man kann sich auch für einen Rahmen aus rostfreiem Stahl entscheiden, wenn man sich nicht entscheiden mag. 🙂
Allerdings muß ich einschränken, daß nicht alles aus rostfreiem Stahl gebaut werden kann, die Auswahl an Rohren ist doch deutlich limitierter. Andererseits ist auch so einiges möglich und die Auswahl wird eigentlich eher größer als kleiner. Der Aufwand beim Bau eines rostfreien Rahmens steckt aber manchmal im Detail: So lasse ich meine Ausfallenden normalerweise aus hochfestem Stahl laserschneiden. Üblicher rostfreier Stahl dagegen ist sehr weich. Da eine hochfeste rostfreie Alternative zu finden, ist gar nicht so einfach und nicht gerade billig. Dazu aber in einem der nächsten Beiträger mehr, in dem ich meine Ausfallenden einmal näher vorstellen möchte.
Jetzt zu dem Bau des aktuellen rostfreien Rennradrahmens. Wie immer fängt es mit ein paar Rohren an, dazu kommen die Tretlagerhülse und die Sitzrohrmuffe, auch die natürlich aus rostfreiem Stahl:
Die Hauptrohre werden bearbeitet, so daß in der Rahmenlehre alles perfekt paßt. Je kleiner der Spalt, desto kleiner Verzug und Eigenspannungen. Am langen Steuerrohr kann man erkennen, daß dieser Rahmen eine komfortable Sitzposition aufweisen, aber auch ein horizontales Oberrohr besitzen soll.
Die komplett innenverlegten Züge und alle Anlötteile werden angebracht, bevor der Rahmen verschweißt wird. Dadurch wirkt sich zwangsläufig innerhalb eines Rohres entstehender Verzug sich nicht auf den ganzen Rahmen aus.
Während sich das Flußmittel im Wasserbad ablöst, wird der zum Rahmen passende Vorbau gebaut.
Nach dem Verschweißen des vorderen Rahmenteils…
…wird die Gabel gebaut. An der dunklen und grünlichen Verfärbung ist übrigens gut zu erkennen, daß rostfreier Stahl gelötet wurde. Teile aus üblichem Stahl sind nach dem Löten viel heller.
Auch die hinteren Ausfallenden werden eingelötet und bearbeitet.
Die Sattelstreben werden angepaßt. Bei mir sind die Schlitze für die Ausfallenden und die Ausfallenden selbst vorne abgerundet. Mehr Aufwand beim Bearbeiten, aber wo man an Stellen hoher Belastung scharfe Ecken vermeiden kann, sollte man das tun. Auch wenn sich das vielleicht erst nach 20 Jahren bemerkbar macht. Oder 30…
Und hier Bilder des fertigen Rahmens. Das Bild täuscht etwas, man muß sich das Oberrohr horizontal vorstellen.
Die Zugführung unter dem Tretlager mit Rahmennummer und gefrästem G für den Ablauf möglicherweise eindringenden Wasser bzw. zwangsläufig auftretenden Kondenswassers.
Der Rahmen trägt übrigens kein großes Logo auf dem Unterrohr. So richtig protzen kann man mit einem GEBLA eh nicht. 🙂
Die hinteren Ausfallenden ermöglichen den Anbau eines Gepäckträgers für längere Touren.
Auch an der Gabel sind Schlitz im Gabelbein und das Ausfallende mit einer Rundung versehen.
Die Gabel ist unten mit einem Deckel aus rostfreiem Stahl verschlossen.
Viele Grüße,
Georg Blaschke
sehr schöner Rahmen.. Bin gespannt auf der fertige Rad
Hallo Holger,
ja, das bin ich auch. Leider darf ich das Rad nicht selbst aufbauen sondern muß mich auch überraschen lassen. Praktisch eine Adventszeit vor der Adventszeit. 🙂
Viele Grüße,
Georg
Servus, dann seid schon mal gespannt. Aber es wird ein Rad ohne große Extravaganzen. Schönen Gruß!
Michael, der die Qual der Wahl vermieden hat.
Hallo Michael,
ein Aufbau ohne große Extravaganzen ist genau der richtige für den Rahmen und eigentlich für fast alle meiner Räder. Sinnvolle und gute Funktion und dezente Optik sind eben solide Werte, die einen weit bringen und auch in einigen Jahren noch klasse aussehen. Die Modefarbe und aktuelle Schriftzuggröße haben in der Zeit wahrscheinlich sieben mal gewechselt.:-)
Viele Grüße,
Georg
Eine wichtige Entscheidung ist schon mal gefallen: Der Name des Produzenten der Gruppe, die ans Rad kommt, beginnt mit einem „S“. Und die Hauptkontaktfläche Körper-Rad bildet ein Brooks Swift, und zwar der mit dem Titan-Gestell.
Suntour? Machen die noch Rennrad-Gruppen? 🙂
Ein Brooks Swift ist schön, hinter mir im Regal liegt auch einer. 🙂
Viele Grüße,
Georg Blaschke
Ich dachte eher an Teile der Firma Sichtel&Fachs…